Unter dem Motto „Fahr mal hin …“ waren die Landfrauen beim diesjährigen Adventsausflug in Tübingen. Und ihr Motto war auch Programm: Als erste Überraschung begleitete uns ein Fernsehteam des SWR teilweise auf unserem Rundgang durch die Stadt.
Unser Stadtführer Holger Starzmann alias Johann Gottlob Steidele überprüfte zunächst, ob alle Anwesenden ihn auch verstehen würden: Die Stadtführung fand nämlich überwiegend auf Schwäbisch statt.
Am Vogelhaus in der Platanenallee wurde uns erklärt, dass Tübingen früher noch ganz anders aussah: Die Insel, auf der wir uns gerade befanden und die im Sommer voll mit Stocherkahntouristen und Studenten ist, gab es zu Zeiten von Gottlob Steidele anno 1840 noch gar nicht. Sie wurde erst später in den Fluss gebaut.
Danach ging es über die Eberhard-Brücke in die Stadt, wo uns Steidele die Stiftskirche erklärte, die ursprünglich katholisch war. In der Kirche liegen die Gebeine von Graf Eberhard im Barte und seiner Mutter Mechthild von der Pfalz, den Begründern der Universität Tübingen. In unnachahmlicher Weise erfuhren wir viel über die Beziehung Eberhards zu seiner Mutter, aber auch zu seiner Ehefrau, Barbara Gonzaga.
Weiter ging’s Richtung Bursa, dem ältesten Gebäude der Universität. Genau gegenüber und direkt mit Blick auf den Neckar liegt der Hölderlinturm … und natürlich wurde uns erklärt, wie Hölderlin in dieses Gebäude kam.
Am Ende der Bursagasse liegt das Evangelische Stift in Tübingen. Hier konnten und können junge Menschen Theologie studieren und auch wohnen. 1969 wurden zum ersten Mal auch Frauen zum Theologie-Studium zugelassen – auf Probe zunächst. Heute sind sie eine Selbstverständlichkeit.
Danach ging es Richtung Schloss weiter. Und damit verließen wir die Neckarhalde und ihr Gelehrtenviertel und stiegen zum Schloss viele Treppen hoch. Oben angekommen, lag uns Tübingen zu Füßen – und Reutlingen war zum Glück von hier aus nicht zu sehen, da sich die Tübinger mit den Reutlinger nicht gut verstehen.
Richtung Ammer ging es dann wieder hinunter zu den Tübinger Gogen, das ist das Arbeiter- und Wengeterviertel Tübingens. Im Gegensatz zur Neckarhalde gab es hier viel weniger Licht, alles war noch enger bebaut. Die Trennung zwischen Arm und Reich war deutlich zu erkennen. Durch das Gogenviertel ging es wieder zurück Richtung Rathaus, das unseren Abschluss bildete. Es war eine überaus kurzweilige Stadtführung und alle, die gut zu Fuß waren, wären gerne noch länger mit Johann Gottlob Steidele, den es übrigens nie gab aber genau so hätte geben können, durch Tübingen gewandert.

Anschließend war Zeit, die einzigartige Schokoladenmesse chocolART anzuschauen. Es war der größte Keks Europas zu bewundern, der inzwischen aber schon beträchtlich abgenommen hatte, neue Schokoladensorten konnten probiert werden, eigene Pralinenkreationen entwickelt werden. Figuren aus Marzipan waren wie Gemälde ausgestellt. Zudem gab es ein „Schweizer Viertel“, in dem nur Schokoladen und Köstlichkeiten aus der Schweiz verköstigt und verkauft wurden.
Da nach der Stadtführung Zeit zur freien Verfügung war, probierten auch einige Landfrauen und -männer die Gaststätten in der Stadt aus, andere gingen in die Stiftskirche, in der noch ein Chor für den Abend probte oder man ging einfach bummeln. Es war ein rundherum gelungener Ausflug, der vielen von uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.